Sonntag, 18. Februar 2007

Es gibt Bands, die gibt’s gar nicht!

Normalerweise meint man mit einem solchen Ausspruch: Die Band ist so gut, das man es kaum glauben mag. Bei EAT NO FISH hat diese Aussage einen doppelten Sinn. Einen zweiten bitteren: den wortwörtlichen, denn seit nicht mal 24 Stunden gibt es die Band nun nicht mehr. Hannover sollte der endgültig letzte Schauplatz einer intensiven Live-Geschichte sein.
Also fuhr ich hin. Verdammt, wenn es das letzte Mal sein sollte, dann will ich dabei sein. Ich hatte es nicht den Fischen versprochen, sondern mir selbst.
Nach mehr als 3 Stunden Snooker mit Sammy am Vorabend, wenig Schlaf auf der Couch bei Cosi und Sven, einem tollen Frühstück in der Firma, totaler Stagnation am Nachmittag und China-Fertiggericht aus der Tiefkühltruhe setzte ich mich einigermaßen müde ins Auto und hoffte einfach nur inständig, das ich nicht in einen Freitag-Abend-Feiertagsstau geraten würde. Der Stau blieb aus, aber ich merkte schon an der Hinfahrt, dass die Rückfahrt wohl kaum am Stück zu absolvieren sein wird.
Als ich kaum angekommen bin hält vor mir ein BMW. Der Fahrer kommt zu mir rüber und meint: "Na, hast aber auch eine ganz schön lange Anreise gehabt, oder?" Ich stimme ihm Small-Talk-ungekonnt zu, dann geht er nach drinnen. Als ich meine sieben Sachen zusammen habe tue ich es ihm gleich.
Dabei werfe ich dann einen Blick auf sein Nummernschild "SM". Selbstmörder …oder Schmalkalden.
Wow, die Welt ist klein, denke ich.
Am Einlass schaut mich das Mädel an der Kasse mit großen Augen an, als ich meine Karte hingebe. Ironischerweise kann sie mit der wahrscheinlich einzigen offiziellen Karte aus einem Online-Ticket-Shop an diesem Abend nichts anfangen.
Am Eingang sehe ich schon die ersten Fische, und drinnen ist es dann endlich mal nicht so leer, wie in Bad Salzungen. An der Bar treffe ich den BMW-Fahrer wieder, dessen Name Andre ist, wie sich später herausstellen sollte. Da ich allein da bin (wie immer eigentlich) find ich es recht dufte jemanden zum labern zu haben. Außerdem endlich mal jemand, der meine Meinung teilt, das die Fische einfach nur großartig sind, und welch Schande es ist, sie nun zum letzten Mal auf der Bühne zu sehen!

Vorband sind wie beim letzten Mal LOLITA NANCE. Die fangen an mir richtig zu Gefallen. Doch Andre trifft es eigentlich ganz passend: Die Texte sind belanglos, aber die Show ist ok, und das schnuckelige Frontgirl eine Augenweide. (hab ich mal jetzt selbst so sinngemäß zusammengefasst). Eben jene Frontgöre kommt dieses Mal nicht mit mit Hardcore-Mützchen auf die Bühne und auch die Setlist weicht ein wenig ab. Während des Auftritts schlucke ich meinen ersten Diesel. Bewege schon mal meine Beine ein wenig und mache ein paar Bilder, die allesamt nicht wirklich was werden.

mariaDanach die erste Überraschung: die Umbauarbeiten beginnen, und es sind dabei schon verdächtig viele Fische auf der Bühne. Kurz Zeit später bewahrheitet sich, was sich in den fragenden Blicken von Andre und mir wiederspiegelt: die Fische sind nicht mal der Headliner des Abends, sondern spielen vor den Superstarfuckers. Na egal, ist wenigstens nicht mehr so langes Warten angesagt.
Was mich jetzt erwartet kenne ich schon aus Bad Salzungen. Nur das mir dieses Mal sehr viel Zeit blieb, und mich per Dauerbeschallung richtig auf dieses letzte Halleluja vorzubereiten. Maria macht gleich zu Beginn (also nach dem Opener 'Greedy for Life' und dem anschließenden übergenialen 'Make it home') klar, das man an diesem Abend vorwiegend Lieder von dem ersten und dem letzten Album spielen wolle. Wegen mir? (immerhin wünsche ich mir schon seit Ewigkeiten, das sie noch einmal 'Open Wide' spielen). Also gibt’s mein Lieblingslied wieder nicht. Macht aber nix, schließlich haben sie so verdammt viele gute Lieder!
Dennoch, ich habe eine Vermutung: ich wage zu behaupten, das die Fische gar keine andere Wahl haben, als das "Insane"-Album auszuklammern. Schließlich ist das ihr einziges Album unter Virgin gewesen, und da gibt’s bestimmt irgendeine ankotzende Klausel, die ihnen verbietet diese Lieder zu spielen. Wie gesagt, ist es nur eine Vermutung, aber ich kann mir ansonsten nicht erklären warum die Fische freiwillig auf diesen Pool herausragender Lieder verzichten sollten.

Bei "Here We Go", das ich auch ausschweifend genieße kommt, wie es sich gehört die ganze Bühnenfront ins Tanzen. Ganz vorn findet sich ein ganz hartnäckiger Fan, den Maria ganz kurz vorstellt, und über den sie anerkennend erwähnt, dass er für dieses Konzert 500km gefahren ist! Man Respekt!

maria2Ironischerweise wird genau das einzige Lied, das vom "Insane"-Album ist das absolute Kracher des Abends. Kein wie immer starkes 'Holy Silence', kein 'Waste Me'…nein, es ist 'Believe Me', dass schon in Bad Salzungen für Gänsehaut sorgte. Im ersten Teil des Liedes breitet sich die gewaltige Stimme von Maria über dem Publikum aus, bis sie am Bühnenrand kniet und ins Mikrofon haucht: "I guess you just believe me, when they take you to my planet…". Ich bin nur Vierzig Zentimeter von ihr entfernt und absolut fasziniert. Und man verspürt den Wunsch zu eben jenem Planeten mitzukommen, auf dem die Fische ewig spielen, und sich niemals auflösen werden! Danach bricht das Lied aus und der Abend erreicht seinen musikalischen Höhepunkt.

Insgesamt gehen Maria ein paar Ankündigungen ab, die sie beim vorletzten Konzert noch gebracht hat. Vielleicht bewusst, widmet sie 'Sweet' nicht ihrer Band, um den bitteren Beigeschmack der Endgültigkeit, der ohnehin schon auf diesem Konzert lastet nicht noch aufstoßen zu lassen.
Was sie aber definitiv vergisst, ist auf das Lied 'Happy' zu verweisen. Es ist auf keinem Album, und so sollten die Leute es mitschneiden. Aber eigentlich nicht so schlimm, denn es brachte sie darauf zu erwähnen, das dieses Konzert aufgezeichnet wird, und eventuell irgendwann eine DVD erscheinen könnte. Inoffiziell versteht sich.

setlistAnsonsten bleibt dieser Abend ohne große Überraschungen. Die Setlist schließt eine Zugabe ein. Gegeben werden zwei, wenn man die Wiederholung von 'Holy Silence' als Zugabe bezeichnen will. Doch alles ist eine Nummer größer und intensiver beim letzten Mal, und so sehe ich in einigen Gesichtern hinter mir während wir auf die erste Zugabe warten, Tränen in den Augen stehen. Es gibt Leute, denen diese Band noch weit mehr bedeutet als mir. Und mir tut es in diesem Moment unheimlich Leid um die, um die Band und um die Zukunft, die es nie geben wird.

Rein menschlich kommt mein Highlight erst nach dem Konzert. Nach Eat No Fish wird eifrig für die Superstarfuckers umgebaut. Andre und ich horchen noch eins, zwei Songs von denen. Doch ein absolut unsympathisch wirkender Frontmann, und ein schlampig umgesetzte Konzept vertreiben uns alsbald aus dem Musikzentrum. Waren wir erst verärgert, das Eat No Fish nicht als letzte Band spielen, waren wir nun froh, uns dieses Band nicht vollständig anschauen zu müssen. Im Internet klang die Idee mit den 80er-Jahre Songs metalmäßig zu covern ja noch ganz cool. Aber nun, live und in Farbe kann ich dem nichts abgewinnen. Eine Coverband hat schon in dem Moment verloren, wenn sie schlechter sind als das Original. In diesem Fall kommt es ja zumindest zu einer Modifikation der Lieder, was die Band allerdings auch nicht rettet. Große Klassiker werden nicht umgestaltet sondern unterliegen teilweise stümperhaften Minimalismus. Schade. Und für die singt Maria. Na vielleicht sind das dann eigene Lieder, dann könnte das schon wieder richtig gut sein.
Dieses Pubertierende auf Teufel komm raus zum Abgehen zu bringen ist jedenfalls nicht gerade Lobenswert. Und man hat das Gefühl: Je älter man wird, umso weniger gute Musik gibt es ;)

Abschließend wieder der Gedanke, dass die Welt doch ungerecht ist. Jeder Dreck schafft es an die Spitze, wenige durch ungeheure Qualität und das Glück zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein, viele durch simple Promotion. Manchmal sogar, obwohl das Produkt dahinter dies nicht mal verdient hat.
Im Falle von Eat No Fish spricht hohe Qualität für sie. Doch es gab nie die nötige Unterstützung, nie den richtigen Zeitpunkt oder Ort…und nie Glück. Nur schöne Zeiten, und zu wenige aber glückliche Gesichter.

Als wir uns entschließen zu gehen gebe ich draußen am Ausverkauf-Stand von jedem Fisch einmal die Hand. Maria treffe ich auch noch Mal. Sie freut sich riesig, und erzählt aufgeregt, das sie mich schon als ich eintraf erkannt hatte. Sie sagt nochmal, wie sehr sie hofft, den Fans irgendwann wenigstens die Aufnahmen von diesem letzten Konzert geben zu können. Ein Photo, eine Umarmung und die besten Wünsche. Andre sagt auch noch Tschüss, als ich rückwärts durch die Tür gehe winke ich noch Mal. Maria winkt zurück, mit einem halb traurigen, halb frohen Lächeln und den großen tiefen Augen.

maria-me

Ich bin bescheuert. Fahre nach 3 Diesel und total übermüdet los. Ich brauche die ganze Nacht um nach Hause zu kommen, höre beim dritten Rastplatz zum Pennen auf zu zählen. Komme total zerstört um halb acht frühs zu Hause an und falle ins Bett.
Es war die blödeste Entscheidung sich so früh von dem Konzert zu verdrücken. Dann doch lieber den Abend noch genossen und sich dann ins Auto legen und am nächsten Morgen heim fahren.

Man bereut immer die Dinge, die man nicht gemacht hat…

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to be continued...


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